Die Ölpreise zeigen sich nach dem gestrigen Preissturz volatil und finden noch keine klare Richtung. Ein Stück weit kommen sie heute aus ihrer Verlustzone heraus und warten nun auf richtungsweisende Impulse, die von den Bestandsdaten des US-Energieministeriums ausgehen könnten. Die Daten des API deuteten vorerst einen Nachfragerückgang für Rohöl an, was Anleger äußerst überraschte.
Nach dem massiven Preiseinbruch beim Rohöl zum Wochenauftakt, ausgelöst durch die steigenden Inzidenzzahlen in der Corona-Pandemie und die Anhebung der Förderquoten für die OPEC+-Mitgliedsstaaten, warteten Marktteilnehmer auf die US-Bestandsdaten vom American Petroleum Institute (API). Trader erwarteten, dass die Rohölbestände in der letzten Berichtswoche erneut stark zurückgegangen sind. Doch die Zahlen des API fielen überraschend bearish aus, sodass die vorsichtige Aufwärtsbewegung der Rohöl-Notierungen an den Ölbörsen schnell wieder ausgebremst wurde. Der Markt zeigt sich nach dem Preiseinbruch volatil, da sich Anleger nun neu orientieren. Am Morgen kostete das Fass der Nordseesorte Brent 69,03 US-Dollar und damit 32 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der amerikanischen Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 28 Cent auf 66,92 US-Dollar. Damit weitete sich die Preisspanne der beiden Ölsorten wieder etwas aus. Am Vormittag konnten die Futures jedoch wieder etwas zulegen.
Überrascht wurden die gestrigen Daten des API von den Börsianern entgegengenommen. Zeigte sich beim Rohöl doch ein leichter Zuwachs von 0,8 Millionen Barrel, obwohl Analysten von einem Abgang in Höhe von 3,7 Millionen Barrel ausgingen. Sollte das US-Energieministerium die Abbauten heute Nachmittag bestätigen, wäre das der erste Bestandszuwachs seit acht Wochen. Auch für Benzin meldete das API relativ hohe Aufbauten in Höhe von 3,3 Millionen Barrel. Da die Benzinnachfrage in den Sommermonaten ein wichtiger Wirtschaftsindikator ist, der das Maß der Konjunkturerholung ausdrückt, könnte die Zunahme zu größeren Nachfragesorgen führen. Da das API keine Angaben zu Angebot und Nachfrage sowie den Zahlen zu Importen und Exporten macht, warten Marktteilnehmer auf die DOE-Daten am Nachmittag. Sollten die API-Zahlen bestätigt werden, könnten die Notierungen durchaus preisdrückende Impulse erhalten.
Die Nachfrage im Inland stieg gestern sprunghaft an, als der Heizölpreis um etwa 2,6 Prozent einknickte. Zu Pfingsten wurde zuletzt so viel bestellt wie am Dienstag. Auch wenn das Gros an Heizölkäufen noch auf den Heizölhandel zukommt, hat die Anzahl der aktiven Beobachter stark zugenommen. Im heutigen Tagesverlauf zeigen sich die Heizölpreise zwar mit leichten Aufschlägen, dennoch sind die Nachwirkungen von gestern beim Bestellvolumen deutlich spürbar. Viele Verbraucher tanken erstmal eine kleinere Menge und beobachten, ob der Preis weiter sinkt. Dadurch streuen sie das Risiko und haben auch bei einem späteren Preisanstieg einen moderaten Durchschnittspreis. Doch wir befinden uns in einer spannenden Marktphase der Neuorientierung, in der das Abwärtspotenzial noch nicht aufgebraucht ist. Daher steht für den Großteil fest: Noch warten! Neben dem Heizölpreis spielt auch die Frist bis Jahresende eine bedeutende Rolle. Denn ab 2022 wird die CO2-Gebühr erhöht, die sich mit etwa 10 Cent pro Liter zu Buche schlägt. Spätestens ab September werden die Tanks nochmal vollgemacht, um das günstige 2021-Heizöl mitzunehmen. -jw
Börsendaten:
Mittwoch 21.07.2021 - 12:43 Uhr | Schluss Vortag 20.07.2021 | Veränderung zum Vortag | |
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Rohöl Brent Crude | 70,16 $ pro Barrel | 68,62 $ pro Barrel | +2,24% |
Gasöl | 571,00 $ pro Tonne | 559,00 $ pro Tonne | +2,15% |
Euro/Dollar | 1,1774 $ | 1,1781 $ | -0,06% (konstant) |
USD/CHF | 0,9214 CHF | 0,9210 CHF | +0,04% (konstant) |