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Trotzdem kaufen? Heizölpreis kratzt am Allzeithoch

Im Zuge der Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt ziehen die Energiepreise nochmals an, zeigen aber zunächst keine Panik-Reaktion. Diese könnte folgen, wenn die Sanktionen des Westens drastisch ausfallen. Rohöl (Brent) nimmt mit 99 Dollar je Barrel Kurs auf die 100-Dollar-Marke, die zuletzt im September 2014 überschritten wurde. Das Plus gegenüber Freitag beträgt am Dienstagvormittag rund sieben Prozent. Heizöl wird rund 2,8 Cent bzw. Rappen höher als am Montag und rund vier Cent bzw. Rappen je Liter höher gehandelt als am Freitag. Die Tagestendenz der Heizölpreise ist weiter steigend und die Nachfrage steigt sprunghaft.

Wie reagieren die Ölpreise? Im Zuge der angespannten Sicherheitslage in Osteuropa und weiterer ungünstiger Marktfaktoren, wie knapper Lagerbestände und einer lahmenden OPEC-Förderung sind die Öl- und Gaspreise bereits seit Monaten hoch. Ein Teil der aktuellen Situation ist seit längerem eingepreist. Mit der Anerkennung der ostukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk als „unabhängige Volksrepubliken“ und den gemeldeten Truppenbewegungen hat der Russland-Ukraine-Konflikt seit gestern nun aber eine neue weltweite Dimension. Dies gilt wirtschaftlich wie politisch. Wie es kurz- bis mittelfristig mit den Ölpreise weitergeht, dürfte entscheidend von der Reaktion des Westens abhängen. Je nach Art und Umfang der zu erwarteten Sanktionen könnten die Preise weiter in die Höhe schnellen.

Insbesondere beim Erdgas steckt Deutschland in einer gefährlichen Abhängigkeit zu Russland. Ca. 55 Prozent des Bedarfs werden – auch ohne die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 – über die Pipelines aus dem Osten gedeckt. Öl ist nicht leitungsgebunden und die Versorgung mit flüssigen Brenn- und Kraftstoffen daher flexibler. Die Preise dürften aber auch hier weiter steigen, wenn sich die Lage weiter zuspitzt. Russland ist mit rund 36 Prozent an den deutschen Importen auch bei Rohöl Hauptlieferant. Die Abhängigkeit ist jedoch deutlich geringer als beim Erdgas. Klare Nummer 2 der fossilen Energielieferanten für Deutschland ist Norwegen, mit rund 30 Prozent beim Erdgas bzw. 12 Prozent beim Öl.

Wie sollten Heizölkunden jetzt handeln? Die hiesigen Heizölpreise bestätigen ihren Aufwärtstrend und egalisieren in Deutschland ihr Allzeithoch aus dem Jahr 2008. Die CO2-Abgabe zeigt Wirkung. In Österreich ist Heizöl aktuell noch ca. sieben, in der Schweiz sogar 20 Prozent günstiger als zu historischen Höchststand. Der Rücksetzer aus der Vorwoche ist passé. Angesichts der großen Unsicherheit ziehen viele Verbraucher nun die Reißleine und kaufen in den steigenden Markt hinein – genau das, was sie seit Wochen vermieden haben. Seit den Morgenstunden erreicht das Handelsvolumen im Onlinehandel ca. den vierfachen Wert des Üblichen. Viele Kunden sitzen zum Ende des Winters, der ohnehin schon von hohen Energiepreise geprägt war, auf fast leeren Tanks und stecken nun in der Zwickmühle – kaufen oder warten?

Der gute Rat liegt wahrscheinlich in der Mitte. Die eigenen Tankbestände auf Null zu fahren, ist trotz des nahenden Frühjahrs sicherlich keine gute Lösung. Wer auf bessere Zeiten – sprich auf günstigere Heizölpreise spekuliert, sollte dies mit einem zumindest halb gefüllten Tank tun, der bis in den kommenden Herbst hinein Versorgungssicherheit garantiert. Ist dies nicht gewährleistet, kann zunächst eine Teilmenge bestellt werden. Ein wirtschaftlich sinnvoller Literpreis ergibt sich zumeist ab einer Bestellmenge von 1.000 oder 1.500 Liter. Unter 1.000 Litern sind Sammelbestellungen empfehlenswert. So teilt man sich die Anfahrtskosten des TKW mit den Nachbarn.

Wichtig in der aktuellen Situation eine engmaschige Marktbeobachtung und strategisches Handeln. Kunden nicht in Panik verfallen aber bei Kurzfristigem Heizölbedarf entschlossen handeln. Auf dem erreichten Niveau ist die bekannte Nachrichtenlage eingepreist. Diese ist unübersichtlich und von Unsicherheit geprägt. Ein deutlicher Rücksetzer der Preise ist daher vorerst unwahrscheinlich. Die Gefahr einen neuen Aufwärtsdynamik ist bis auf Weiteres gegeben und ein Anstieg der Rohölpreise über die 100-Dollar-Marke, könnte zusätzlich das psychologische Potential beflügeln. 

Börsendaten:

Dienstag 22.02.2022 - 11:05 Uhr Schluss Vortag 21.02.2022 Veränderung zum Vortag
Rohöl Brent Crude 98,80 $ pro Barrel 97,40 $ pro Barrel +1,44%
Gasöl 852,75 $ pro Tonne 839,50 $ pro Tonne +1,58%
Euro/Dollar 1,1322 $ 1,1307 $ +0,13% (konstant)
USD/CHF 0,9183 CHF 0,9159 CHF +0,26% (etwas fester)



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