Wie heize ich am günstigsten und was ist das Heizsystem der Zukunft? Im zweiten Teil des Energiemarktspecials 2022 wagen wir ein Ausblick auf die kommenden Jahre und klären die Rahmenbedingungen für eine mögliche Heizungsmodernisierung. Auch hier gilt
Wer sich als Verbraucher nun die Frage stellt, wie es mit den Energiepreisen weiter geht und was das Heizsystem der Zukunft ist, steht vor einer Rechnung mit vielen Unbekannten. Zum viel bemühten Handwerkermangel gesellen sich Lieferprobleme bei der Hardware. Photovoltaikanlagen, die den Weg der Energiewende ebnen sollen, sind ebenfalls betroffen. Auch hier werden Komponenten knapp oder sind bereits restlos ausverkauft. Der politisch gewollte Ausstieg aus fossiler Energie wird in der Praxis also gleich von zwei Seiten ausgebremst. Wer seine Bestandsimmobile energietechnisch neu aufstellen will, sollte bei der Planung neben den Installationskosten ganz besonders auf die späteren Betriebskosten achten. Kurz gesagt: Die Heizung muss zum Haus passen! Eine Wärmepumpe im schlecht gedämmten Altbau ohne Fußbodenheizung wird schnell zur Kostenfalle. Bei der Angebotseinholung für eine neue Heizung heißt es: Unbedingt vergleichen! Die üppigen staatlichen Zuschüsse haben weniger dazu geführt, dass Heizungen billiger geworden sind, als dass im Heizungshandwerk besser verdient wird.
Für Ölheizungen im Bestand gilt laut Gebäudeenergiegesetz folgendes: Der Betrieb von Bestandsgeräten wurde nicht verboten und ist auch in den Jahren ab 2026 ausdrücklich erlaubt. Geräte, die älter als 30 Jahre sind müssen bei einem Eigentümerwechsel oder in gewerblich genutzten Immobilien bzw. Häusern mit mehr als zwei Wohneinheiten innerhalb von zwei Jahren erneuert werden. Ausgenommen sind Niedertemperatur- und Brennwertkessel. Wer seine Immobilie bereits vor dem 1. Februar 2002 selbst bewohnt hat unterliegt der Austauschpflicht unabhängig vom Kesseltyp nicht. Der Austausch eines alten Konstanttemperaturkessels ist allerdings immer empfehlenswert, da massive Einsparungen bei den Betriebs- und Brennstoffkosten winken. Die vorgenannte Regelung gilt im Übrigen auch für Gasheizungen.
Für den Neubau bzw. den Austausch von Ölheizungen sieht der Gesetzgeber ab 2026 Einschränkungen vor: Ölheizungen dürfen in Deutschland (in Österreich gibt es ähnliche Regelungen) noch bis Ende 2025 ohne die Auflage der Kombination mit regenerativen Energien (z.B. PV-Anlage, solare Brauchwassererwärmung) neu installiert werden. Aufgrund der hohen Wirtschaftlichkeit mit eigener Vorratshaltung könnten Ölheizungen insbesondere bei der Modernisierung eine kurzfristige Renaissance erfahren. Angesichts der massiven Turbulenzen an den Strom- und Gasmärkten stehen Autarkiebestrebungen beim Verbraucher plötzlich wieder hoch im Kurs. Der Wunsch nach Unabhängigkeit lässt sich beim Strom durch eine eigene Photovoltaik-Anlage erfüllen. Beim Heizen sehr gut durch Öl, Holzpellets oder Flüssiggas. Ideal scheint auch eine Kombination aus beidem. Weiter in die Zukunft gedacht könnte auch grünes Heizöl (analog zu E-Fuels als Kraftstoff für Autos) eine Rolle spielen.
Öl oder Gas? Kunden, die ihre Ölheizung jetzt noch gegen eine neue tausche, müssen zwar auf staatliche Fördergelder verzichten, erhalten aber verlässliche Technik zu einem günstigen Preis. Attribute, die auch auf die mit Abstand beliebteste Alternative der Gasheizung zutreffen, die sowohl im Neubau als auch im Austausch gern verbaut wird. Verbraucher könnten allerdings durch die aktuelle Situation am Gasmarkt nachhaltig verschreckt sein. Zahlreiche Billiganbieter sind ins Straucheln geraten und das Angebot auf den einschlägigen Preisvergleichsportalen hat sich sichtlich ausgedünnt. Die Preise der verbliebenen Anbieter haben sich seit dem Sommer 2021 häufig mehr als verdoppelt. Während sich die Heizölpreise seit dem Höchststand im Oktober 2021 tendenziell auf dem Rückzug befanden, wurde die vorläufige Spitze bei den Gaspreisen erst Anfang Januar 2022 erreicht. Eine Recherche in der ersten Januar-Woche 2022 zeigt Gasangebote mit Preise zwischen ca. 12 und 18 Cent je kWh. Umgerechnet auf Heizöl, das in Deutschland aktuell ca. 85 bis 90 Cent je Liter kostet, sind das ca. 1,20 bis 1,80 Euro je Liter. Wie lange und wie nachhaltig sich die stark veränderte Wettbewerbssituation auf dem Gasmarkt auswirkt, muss sich im Jahresverlauf zeigen. Günstige Gastarife sind aktuell Mangelware. Nur für Pessimisten lohnt es sich, sich ein Jahr und länger daran zu binden. Ähnliche Effekte zeigen sich beim Strom. Auch hier gab es infolge knapper Mengenverfügbarkeit starke Schwankungen bei den Großhandelspreisen für kurzfristige Lieferungen. Damit bricht genau der Beschaffungskanal weg, auf dem bisher die Angebote vieler Discountanbieter fußten. Mit der Abschaltung von drei der sechs verbliebenen deutschen Atomkraftwerke zum Jahreswechsel 2021/2022 und dem Plan der neuen Bundesregierung den Kohleausstieg auf 2030 vorzuziehen, schwindet die grundlastfähige Stromproduktion. Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch durch Wärmepumpen beim Heizen und mehr Elektromobilität. Im Koalitionsvertrag geht die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen von einem Brutto-Strombedarf von 680 bis 750 Terrawattstunden (TWh) im Jahr 2030 aus. 2020 waren es 545 TWh, von denen erstmalig knapp über 50 Prozent aus regenativen Energiequellen stammten. 2021 waren es aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse (weniger Wind und Sonne) und dem wieder steigenden Strombedarf nach dem Lockdown-Jahr 2020 nur 46 Prozent.
Zum Stand Mitte Januar 2022 fällt das Zwischenfazit ernüchternd aus. Die Inflationswelle schwappt durchs Land und Verbraucher müssen hoffen, dass sich die Energiepreise schnell normalisieren. Wo es geht, scheint abwarten und zuschlagen, sobald die Preise fallen, das Gebot der Stunde. In der HeizOel24-Umfrage „Kaufen oder warten?“ sprechen sich aktuell 87 Prozent der Heizölkunden dafür aus, die eigenen Heizölbestellung nach hinten zu verschieben. Gleichzeitig zeigen die Heizöltanks in vielen Haushalten ein unterdurchschnittliches Niveau, das deutlich unter dem der letzten Jahre liegt und der Höhepunkt des Winters steht erst noch bevor.
Die daraus abzuleitende Einkaufsstrategie für Heizöl lautet daher einmal mehr: Wer bis zum Ende des Winters Nachschub braucht, kann sich mit einer Teilmenge behelfen. Das Beste Preis-Leistungs-Verhältnis liegt hier meist bei einer Bestellmenge von 1.500 Litern. Wer nur 1.000 Liter oder weniger benötigt, sollte eine Sammelbestellung mit ein bis drei Nachbarn in Erwägung ziehen. So teilen sich die Anfahrtskosten für den TKW. Ist der Winter durch, heißt es Preise beobachten. Der Blick auf die letzten Jahre zeigt, dass sich im Sommerhalbjahr, zumindest phasenweise, stets Preisrücksetzer zeigten. Dazu ist es statistisch unwahrscheinlich, das Heizöl im Sommer teurer wird, sodass man sich nicht schlechter stellt. Ab ca. September ist dann wieder Vorsicht geboten, da die Bevorratungssaison beginnt und mit der Nachfrage häufig auch der Preis steigt.
Ganz aktuell gilt: Nach dem bisherigen Jahreshoch bei knapp 90 Cent je Liter Heizöl im bundesdeutschen Durchschnitt, das am 19.01.2022 markiert wurde, befinden sich die Heizölpreise nun seit zwei Tagen auf dem Rückzug. Die Hoffnung steigt, dass die 90-Cent Marke neuerlich als Deckel fungiert. Auch im Herbst war hier Schluss und die Notierungen sackten anschließend binnen eines Monats auf knapp unter 80 Cent. Daraus ergibt sich zugleich das erste Spekulationsziel für Heizölkunden. Noch ist akute Vorsicht geboten, denn der Aufwärtstrend, der seit Weihnachten zu beobachten ist, ist intakt. Bricht er in den nächsten Tagen und hält der Gegenwind für den Ölpreis an den Börsen an, rückt die 80-Cent-Marke in den Fokus. Spekulativ eingestellte Heizölkunden, mit ausreichend Öl für die restlichen Wintermonate können auf einen Kauf im Sommer und 70 Cent je Liter Heizöl spekulieren.
Börsendaten:
Freitag 21.01.2022 - 11:29 Uhr | Schluss Vortag 20.01.2022 | Veränderung zum Vortag | |
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Rohöl Brent Crude | 86,94 $ pro Barrel | 87,48 $ pro Barrel | -0,62% |
Gasöl | 755,25 $ pro Tonne | 757,75 $ pro Tonne | -0,33% |
Euro/Dollar | 1,1335 $ | 1,1311 $ | +0,21% (etwas fester) |
USD/CHF | 0,9123 CHF | 0,9170 CHF | -0,51% (etwas schwächer) |
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